Am 19. April 1967 wird der Boston Marathon stattfinden. Wie gewöhnlich sind Frauen nicht zugelassen. Dass sie Sport treiben, gilt gesellschaftlich als verpönt. Vom Laufen sollen sie dicke Beine und Haare auf der Brust bekommen, sich qua Laufen - buchstäblich schrittweise - in einen Mann verwandeln. 601 Läufer sind an diesem Tag zum Marathon angemeldet. Nur Männer. Nur Männer? („Ganz Gallien? Nein!…“)
Mit Nummer 261 startet K.V. Switzer. Nach einigen Kilometern rutscht die übergestreifte Kapuze des Pullis vom Kopf, lange Haare blühen auf. Eine Frau, Kathrine Virgina („Kathy“) Switzer kommt unter 600 Mitläufern zum Vorschein. Der Renndirektor ist fassungslos, beleidigt sie und versucht ihr die Startnummer abzureißen. Ein Freund von Kathy, der Hammerwerfer Tom Miller, läuft an ihrer Seite und stößt ihn weg. Kathy läuft weiter und erreicht am Ende das Ziel.
Nach diesem Skandal wird sie aus dem Läufer(*innen)verband ausgeschlossen, aber weiterhin inoffiziell antreten. 1974 wird sie den New York City Marathon als erste unter den Frauen beenden. Auch durch ihr sportgesellschaftliches Engagement wird erreicht, dass Frauen 1984 das erste Mal zum olympischen Marathon zugelassen werden. Heute bilden sie fast die Hälfte der Marathon-Teilnehmenden.
50 Jahre nach dem Skandal läuft Kathy 2017 als inzwischen 70-Jährige wieder den Boston Marathon und beendet den Lauf - mit der gleichen Startnummer wie 1967, die seitdem nicht mehr vergeben wird.
Die US-Amerikanerin wird am 05.01.1947 in Amberg, Deutschland geboren. Ihre Erziehung soll, für die damalige Zeit ungewöhnlich, bewusst geschlechtsneutral gewesen sein. Ihr Vater lehrte sie: „Das Leben ist zum Mitmachen da, nicht zum Zuschauen.” (1) Das hat sie ganz offensichtlich verinnerlicht.
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