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Stuart Andreas

Schwuler Pass

Mit schiefem Lächeln sage ich immer, ich bin l e i d e r Fußballfan. Ich komme aus einer fußballfanatischen Familie, mein Bruder z.B. spielte für die deutsche Jugendauswahl. Und auch ich darf mich rühmen, für einen Bundesligaverein gespielt zu haben. Eine kurze Zeit in meiner Kindheit, und für den schlechtesten Bundesligaverein aller Zeiten, Tasmania Berlin. So weit ungefähr reichte auch mein Talent, dennoch verfolge ich den Sport bis heute beiläufig. Doch warum sage ich leider? 

Weil der Fußball oft eine reaktionäre und rohe Kultur hat und es zu allen Arten diskriminierender Äußerungen kommt. Ein ins Auge springendes trauriges Merkmal deutscher Fußballkultur ist Homo- und (aus meiner Sicht besonders) Schwulenfeindlichkeit. Es wurde schon oft gesagt, aber ein schwuler Pass (so das Kicker-Jargon) ist z.B. schwach geschossen und kommt nicht an. Als ich aufwuchs, hieß es oft, wenn ein Mann keinen Ballsport mag oder wenn er nicht stramm schießen könne (wozu ich auch zählte mit meinen Pommesbeinchen), ist er wahrscheinlich schwul. Man kann sich denken, dass das nicht feierlich anerkennend gemeint war, und es auch härtere Bezeichnungen gab. 

Ein Schwuler, der mit diesem Klischee stark gebrochen hat, war Thomas Hitzlsperger. Der ehemalige deutsche Nationalspieler verdiente sich mit seiner beeindruckend Schusskraft sogar den Spitznamen „Hitz The Hammer“. Nach seiner aktiven Karriere gab er 2014 als erster prominenter Profifußballer öffentlich bekannt, homosexuell zu sein - um einen öffentlichen Diskurs anzustoßen. Bis heute raten aktive und ehemalige Spieler dazu, sich nicht öffentlich zu outen, da einem unerträglicher Hass entgegenschlagen würde. Ein beschämendes Zeichen für unsere heutige Gesellschaft. 

Diese Woche startete bei amazon prime die Dokumentation „Das letzte Tabu“ über Homophobie im Fußball.

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